Anekdote Vorweg:
Mir hat mal ein Bekannter (der gute Mann ist Arzt) erzählt, dass er 12000 Euro (kein Tippfehler) für ein Bett ausgegeben hat. Meine erste Reaktion, und ich denke da treffe ich auf eine ähnlich denkende breite Masse, war: Wow, das ist ne Menge Holz. Und nein, es war kein Wasserbett. Also, war die erste Frage: Wieso? Dann kam die Erklärung, die sich in mein Gehirn brannte und deren Logik ich bis heute nicht widersprechen kann.
„Du verbringst rund ein Drittel deines Lebens in dem Bett. Du gibst mehr für ein Auto aus, indem du im Schnitt vielleicht eine Stunde am Tag verbringst. Und dein Schlaf hat so viele Auswirkungen auf dein tägliches Leben: Wie bist du drauf, wie aufnahmefähig bist du, wie belastungsfähig bist du, und, nicht zuletzt, auf deine Gesundheit. Eigentlich sollte die Frage sein: Warum gibst du so wenig für dein Bett aus.“
Nicht nur, dass sich diese Erklärung extrem auf mein Konsumverhalten im Allgemeinen ausgewirkt hat (ich bin seitdem viel eher dazu bereit, für Gegenstände, welche ich häufig nutze, tiefer in die Tasche zu greifen), sie hat mich auch, gepaart mit einem Internet DeepDive zum Thema Schlaf, dazu veranlasst, insbesondere beim Thema Bett nicht mehr aufs Geld zu schauen, sondern sich auf Schlaf und Ruhephasen zu konzentrieren.
Die Idee:
Aber warum dann ein Bett bauen und nicht kaufen? Es folgt die zweite Anekdote: Während des Studiums hatte ich eine Freundin, die mit ihrer Zwillingsschwester zusammengewohnt hat. Nach einer durchzechten Nacht, und viel zu wenig Schlaf, bin ich völlig verkatert wach geworden, und habe mich schon geistig darauf eingestellt, dass der Rest des Tages ein gebrauchter sein würde. Ihre Schwester bot mir aber an, mich in ihr Bett zu packen und nochmal auszuschlafen. Ihr Bett war aber ein Schwebebett, das heißt, es hing an vier Seilen und schwebte über dem Boden. Für Leute ohne Vorstellungsvermögen:

Der erste Gedanke war: Ich wollte vermeiden, den Restalkohol unfreiwillig auszuscheiden, nicht diesen Vorgang forcieren. Trotz dieser Warnung wurde ich ermutig, mich in das Bett zu packen. Nach zweieinhalb Stunden ausgiebigen Schlafens war der Kater weg, keine Flüssigkeiten wurden unfreiwillig ausgeschieden, und ich fühlte mich bereit für weitere Schandtaten an Nieren, Leber und Lunge. Seit diesem Tag stand für mich fest: Sowas benötigst du auch. Wir packen auch Babys in Betten, die sich bewegen, um den Einschlafprozess zu beschleunigen, warum soll das bei erwachsenen Menschen nicht auch hilfreich sein?
Aber: Es scheint keinen Markt dafür zu geben. Diejenigen, die sich in letzter Zeit um ein neues Bett bemüht haben, werden mir attestieren können, dass solche Betten in den zugehörigen Warenhäusern nicht vorkommen.
Stattdessen wird man mit Matratzen-Härtegraden und dem richtigen Lattenrost konfrontiert, sofern man nicht von der puren Masse an Wasserbetten überschwemmt wird.
Und obwohl ein schwebendes Wasserbett auch ne Idee wäre (wer hat hier seekrank gesagt??) fällt das aus physikalischen Gründen ins Wasser. Theoretisch wäre auch das möglich, mit spezieller Hängevorrichtung, welche an den Raum angepasst werden muss, aber wer schon mal ein leckendes Wasserbett hatte, wird sich ein fallendes und platzendes Wasserbett nicht unbedingt vorstellen wollen.
Also bleiben wir bei der ‚normalen‘ Variante. Aber wie gesagt, auch dafür gibt es keinen Markt. Hinzu kommt das die bessere Hälfte diese Vorliebe vielleicht nicht teilt, sehr leicht seekrank wird und niemals Gefallen an dem Schlaf in der Schwebe finden wird. Sprich: Es wäre schön, wenn es die Option hätte zu schweben, aber es sollte auch möglich sein, das Bett als Standard Bett zu gebrauchen.
In dem Fall müsste es vier Eckpfeiler haben, welche zwar genug Kraft hätten, das Bett und deren Insassen zu tragen, aber möglichst zum Gesamtbild des Bettes und es Raumes beitragen. Aber ich greife vor.
Die Prämisse für den Bau des Bettes war also: Das Bett an sich soll erstmal so normal wie möglich sein, sollte aber nachher die Möglichkeit haben, zu schweben. Auf ins Vergnügen.
Version 1.0
Zuerst benötigt man Holz. Pressspan fällt definitiv aus dem Rahmen, den spätestens wenn das Bett schwebt, wirken Kräfte, welche dieser Billigholztyp definitiv nicht im Stande ist auszuhalten. Also habe ich mich für die erste Version für Leim Holz entscheiden. Ich bin dann zunächst mit folgendem Material aus dem Baumarkt meines Vertrauens gekommen:

Längsteile, Querverbindungen, Kopf und Fußende wurden zunächst besorgt. Und wollten erstmal geschliffen werden:

Denn, obwohl die Schnittkannten gerade waren, glatt waren Sie nicht. Also kam die Schleifmaschine zum Einsatz:

Ich habe mich für einen Kombischleifer entschieden, bin damit auch sehr gut gefahren.
Ich werde am Ende des Artikels eine Auflistung mit allem gekauften Material anbieten, aber um die Lesbarkeit nicht noch weiter zu reduzieren, verzichte im Text auf Hersteller und Links.
Anschließend wurden die geschliffenen Hölzer gereinigt:

Danach wurde grundiert:

Je nachdem, an welcher Position sich das Holz beim fertigen Bett befindet, bin ich folgendermaßen vorgegangen:
Alles was sichtbar ist, wurde zweimal grundiert und gestrichen, und nach jedem Trocknen der Grundierung oder der Farbe leicht abgeschliffen. (Abgesehen vom letzten Anstrich)
Bei der Farbe habe ich mich für ein dunkles Blau entschieden:

Bei den ‚Füßen‘ habe ich mich für Dachbalken mit einem Format von 120 x 120 mm entscheiden, damit diese nachher auch ordentlich Gewicht tragen können. Das Problem bei diesen ist: Sie kommen im Rohzustand:

Angemerkt: Nach der Prozedur: Rohschliff, Feinschliff und ganz feiner Schliff verlieren die Balken etwas an Breite. Dies sollte man bei der Kalkulation der Maße berücksichtigen.
Ein weiterer Teil sind Striche, zurückbleibende Pinselhaare und sogenannte ‚Nasen‘: Ich bin so vorgegangen: Ich habe die Grundierung mit Pinsel aufgetragen wobei ich an schmalen Rändern so vorsichtig wie möglich gewesen bin. Die Farbe habe ich mit einer Rolle aufgetragen um die Farbe möglichst gleichmäßig zu verteilen.
Man sollte den Anstrich nach 10 Minuten nochmal kontrollieren, um ungewollte Nasen und blasse Stellen nochmal auszubessern. Die Nasen abzuschleifen geht auch, aber man läuft Gefahr damit die Grundierung oder den Anstrich mit zu entfernen.
Eine Anmerkung zum Kopfteil:
Leim Holz in einer Breite von mehr als 600mm zu bekommen ist schon schwierig, eine Breite von mehr als 800mm nahezu unmöglich, es sei denn, man ordert via Internet. Baumärkte verfügen darüber im Standard Sortiment nicht.
Die 300mm für den Rahmen waren schon eng konzipiert, diese werden bei Version 2.0 auch noch einmal überdacht. Aber zieht man die 300mm für den Rahmen ab, bleiben noch 300mm oberhalb des Rahmens. Davon ausgehend, dass die Matratze dann auch nochmal 150 – 200mm an Platz einnimmt, hat man oberhalb der Matratze noch ca. 100mm – 150mm an Holz. Diese minimale Kante lädt schon sehr dazu ein, sich den Kopf zu stoßen. Deswegen würde ich entweder komplett auf eine Kopfstütze verzichten, oder aber zumindest 1000mm einplanen. Beim mir sind es am Ende 1100mm geworden, ich bin mit dem Ergebnis aber mehr als unzufrieden.

Ursprünglich war geplant, die beiden Holzstücke und die Streben mit Holzleim und Holzzapfen zu verbinden, was ich aber aus mehreren Gründen nicht befürworten kann:
- Die Streben zu streichen erfordert entweder eine weitere, sehr schmale Rolle und selbst dann muss man mit der Farbmasse sehr vorsichtig umgehen.
- Die Holzapfen zentriert sowohl in die Streben als auch in das Holz zu befördern, erfordert sehr genaue Zeichnung und noch präzisere Ausführung. Ohne einen Arbeitsraum mit Schraubstock würde ich sehr stark davon abraten.
- Ich habe es dennoch versucht, und wollte nachher alles via Schraubzwingen aneinanderzudrücken. (Natürlich mit vorher aufgetragenem Holzleim). Dazu wurden drei Schraubzwingen a 1200mm an den entsprechenden Enden befestigt. Aber bei entsprechendem Druck heben sich die Leim- und Steckverbindungen. Wenn nicht präzise gebohrt wurde, wird der Druck aber benötigt.
Ich bin schlussendlich dazu übergegangen, die Teile über Flachverbinder zu verschrauben. Ist zwar nicht die eleganteste Lösung, aber hat sehr zur Stabilität beigetragen.
Bei Version 2.0 werde ich entweder breiteres Holz bestellen müssen, oder werde von vorne rein mit Flachverbindern arbeiten. Zum Glück ist das fertige Produkt beim Endergebnis nicht unbedingt ersichtlich.
Der Aufbau
Der Aufbau soll möglichst modular erfolgen, damit ich das Bett bei Bedarf noch auseinanderbauen und transportieren kann. Dafür habe ich nach tragenden Steckverbindungen umgeschaut, was gar nicht so leicht ist.
Zunächst einmal wäre da die Tragkraft der einzelnen Komponenten. Meist ist diese nicht direkt angegeben, oder ggf. sogar fälschlich. So habe ich bis zum Tag des Zusammenbaus mit Einhängemodulen geplant, die aber nach ersten Tests nicht die notwendige Tragkraft hatten und bin dann auf stabilere Winkel umgestiegen.
Desweiteren kommen die Belastungspunkte hinzu. Auf meine leisten an den Seitenrändern des Bettes liegen (ohne das sich eine Person auf dem Bett befindet) knapp 40 kg Gewicht auf, das Lattenrost ist dementsprechend schwer. Dort nur die zwei Verbindungen an Kopf- und Fußende zu sichern widerstrebt mir, da sich das gesamte Gewicht (vor allem mit Personen) auf den Bereich dazwischen konzentriert.
In Version 2.0 des Bettes werde ich versuchen es anders zu lösen, momentan ist die Lösung mit den Winkeln die temporär attraktivste.
Auch werde ich die Füße (sprich die Dachbalken) länger wählen, damit mehr als eine Aufhängung an ihnen Platz findet, dies sollte für mehr Stabilität sorgen.

Die Füße werden aufgestellt, und zu erste die am Fußende miteinander verbunden.
Anschließend werden die Seitenteile eingehängt, und zum Schluss das Kopfteil:

Anschließend gibt es noch eine interne Quer- und Längsverlattung um Stabilität zu generieren, dann kommen noch interne Kopf und Fußleisten hinzu, und an den Seitenteilen die Latten zur Auflage des Lattenrosts. Abschließend sieht das Gesamtwerk dann so aus:

Die Fernbedienung ist angeschlossen und funktioniert. Das Bett ist sehr bequem, nach mehreren Nächten Schlaf möchte ich es nicht mehr missen. Alle vier ‘Eckpfeiler‘ sind exponiert, somit lässt sich das Bett nachher leicht aufhängen. Bis auf das Kopfteil und einige Aufhängungsmodalitäten bin ich sehr zufrieden. Aber, Version 2.0 ist schon in Planung.
Disclaimer: Für alle weiteren Cookies sind die Betreiber der Seiten verantwortlich!
Linkliste:
Aufhängung der Kopf-, Fuß- und Seitenteile:
https://www.amazon.de/dp/B089LR2MT1?psc=1&ref=ppx_yo2ov_dt_b_product_details
Aufhängung der Lattung:
https://www.amazon.de/dp/B071YDPZNL?psc=1&ref=ppx_yo2ov_dt_b_product_details
Schleifmaschine:
Farbe:
https://alpina-farben.de/produkt/alpina-feine-farben-lack-no-40-himmlische-nachtmusik/
Das Lattenrost
https://www.amazon.de/dp/B096SRN32Q?psc=1&ref=ppx_yo2ov_dt_b_product_details
Meines Erachtens NICHT zu empfehlen:
https://www.amazon.de/dp/B019XXDN12?psc=1&ref=ppx_yo2ov_dt_b_product_details
Neueste Kommentare