Der Schreibtisch

Der neue Schreibtisch

Die Reise beginnt vor Jahrzehnten, als sich meine Eltern für einen zweiten Schreibtisch im Büro meines Vaters entschlossen, an dem meine Mutter Platz nehmen sollte. Die beiden entschieden sich für ein in einem Grauton gehaltenes, von einem Möbeldiscounter günstig erworbenes Modell. Eigentlich nichts Besonderes. Und doch faszinierte mich das Gerät nach dem Aufbau. Denn es war das erste Modell welches ich zu Gesicht bekam, dass sowohl eine Erhöhung für den oder die Monitore hatte, und zudem noch über Schubladen für Maus und Tastatur verfügte.

Das hieß für mich: Man hat einen permanenten Platz für die Peripheriegeräte des Arbeitsrechners, als auch einen erhöhten Abstellplatz für die Monitore, und somit eine vollständige Arbeitsfläche zur sonstigen Verfügung. Ich hatte immer mal wieder eines von beiden gesehen, jedoch nie beides in Kombination. Hinzu kam, dass sich die Erhöhung über die gesamte Breite des Schreibtisches erstreckte, was bedeutete, dass mehrere Monitore darauf Platz finden würden. Dieser Umstand ist mir erst gewahr geworden, als es einen Abverkauf von 20 Zoll CRT Monitoren durch die Informatik der Uni Göttingen gab, und sich anschließend zwei dieser Brocken auf besagtem Schreibtisch tummelten. Aber ich greife vor. Ich hatte während meiner Schulzeit gefühlt dutzende von Schreibtischen, vom klassischen Kinderzimmermodell bis hin zum Über-Eck Glasschreibtisch mit Monitorerhöhung. Aber keiner wollte mir so recht zusagen. Der neue Schreibtisch meiner Eltern änderte dies schlagartig. Und so kam ich nicht umhin, mir dieses Modell auch zuzulegen.

Nachdem er mehrere Umzüge überlebt hatte, neigte sich aber nach einer knappen Dekade auch sein Leben dem Ende entgegen, wie gesagt, er kam von einem Möbeldiscounter und überlebte auch nur so lange da ich bei den Umzügen immer gutes Personal hatte, welches vorsichtig mit meinem Besitz umgegangen war. Aber ich wollte die oben erwähnte Kombination eben nicht missen, was mich zu einem ungewöhnlichen Schritt veranlasste: ich baue meinen Schreibtisch selbst.

Auch das gekaufte Modell war nicht frei von Fehlern, aber diese konnte ich aufgrund der überragenden Kombination dennoch verschmerzen. Aber die Neu-Konzeption sollte diese möglichst vermeiden. Das Bodenteil auf der linken Seite wurde weggelassen, da sich so mehr Raum für einen Big-Tower ergab. Die Monitorplatte, welche designvoll geschwungen war, wurde durch ein Rechteck ersetzt da dies mehr und vor allem gleichmäßig Platz an jeder Stelle der Erhöhung bot. Obwohl ich das noch nie getan hatte, wälzte ich mich 2015 durch YouTube Videos, Do-It-Yourself Foren bevor ich mich zu einem Baumarkt wagte und mir Pressspan und einen Bohraufsatz-Koffer für Zapfen besorgte. Ja, der neue Schreibtisch sollte keine einzige Schraube beinhalten. Es war Version 1.0, der Gekaufte war nur ‚gezapft‘, und ich wollte mit dem Schreibtisch noch umziehen. Mal ganz davon ab das Pressspan und Schrauben einfach nicht zusammen gehen. Wie bei Pressspan so üblich, mussten die Kanten mit farblich passendem Klebeband geleimt werden. Aber all dies nahm ich auf mich, und das Ergebnis ließ sich wirklich sehen:

Was auffällt: Der Schreibtisch mit seiner Spannweite von 1,4 m war, trotz der Erhöhung und den unten liegenden Schubladen nicht für einen zusätzlichen Laptop geeignet. Mit diesem auf dem Tisch wurde die Arbeitsfläche wieder arg eingeschränkt. Aber es gab noch ein weiteres Problem:

Durch die Anschaffung eines dritten Monitors wurde der Platz auf der Erhöhung wirklich knapp, wenn man genau hinsieht erkannt man, dass die Füße schon leicht überstehen. Und hätte jetzt noch der Laptop auf dem Schreibtisch gestanden, dann wäre der dritte Monitor links auch gut verdeckt worden, das Monitorscharnier hätte also mehrmals am Tag auf- und zugeklappt werden müssen.

Ein weiterer Aspekt: Im Laufe der Zeit wurde die aktive Nutzung einer Docking-Station immer relevanter. Nicht das ich schon eine privat mein Eigentum nennen würde, aber der Plan geht definitiv in die Richtung. Hatte ich mit der Dell Dockingstation noch meine Probleme, sind die Lenovos die ich anschließend nutzen durfte schon weitaus ausgereifter. Von Perfektion noch weit entfernt, aber die Möglichkeit den Laptop an alle drei Monitore anzuschließen bietet neue arbeitstechnische Optionen.

Nicht zuletzt hatte ich im beruflichen Alltag höhenverstellbare Schreibtische gesehen und auch an diesen gearbeitet, was mich dazu veranlasste, mich mit diesen auseinanderzusetzen: ich werde auch nicht jünger (wer wird das schon) und Jahre auf dem Bürostuhl sind auch an meinem Rücken nicht spurlos vorbeigegangen. Der potentielle Ausgleich durch das Stehen am Schreibtisch, die Möglichkeit die Höhe individuell anzupassen usw. erschienen mir nach einigen Wochen doch erstrebenswerter als Gedacht. Also ließ ich die Überlegung mit einfließen.

Die stellte mich jedoch vor weitere Probleme:

Nun musste die Verkabelung im Vorfeld überdacht werden, da diese mit der Höhenverstellbarkeit des Schreibtisches kompatibel sein musste. Dieser Umstand wird umso schwerer, wenn man bedenkt, dass sich der BigTower nicht unbedingt mit hoch fahren lassen möchte.

Man könnte zwar noch über ein Halterung nachdenken, nur tragen die meisten Gestelle nur bis zu 100 Kilogramm, was das Ganze schon aus der Position der Tragkraft schwierig erscheinen lässt. Zudem hätte es eine seitliche Überlastung gegeben, die gegebenenfalls andersseitig hätte kompensiert werden müssen. Und ja, SSDs sind nicht mehr so schockempfindlich wie HDDs, aber insgesamt über 10 TB waren man dann doch zu viel Datensalat, um ihn nur auf SSDs zu speichern. Also blieb der BigTower am Boden.

Die drei Beine, die der letzte Schreibtisch hatte, fallen jetzt aufgrund des Gestells weg. Dies bedeutet, dass für die hängende Tastatur und Maus ein neues Konzept hermusste. Denn wo die aufliegenden hochkant stehenden Platten beim alten Modell schön als Montageoption für die Schubladenhalterungen dienten, war jetzt…Luft. Zudem bin ich ein Freund davon die Tastatur selbst eingezogen noch bedienen zu können, also benötigte ich Schubladen, die einen gewissen Abstand zur Tischplatte hatten.

Zunächst begab ich mich auf die Suche nach Gestellen. Da gibt es eine mannigfaltige Auswahl, aber die Orientierungspunkte waren klar gesetzt: Er sollte breiter werden als der letzte (1,4 m der letzte, der neue sollte mindestens 1,6 m wenn nicht sogar 1,8 m werden), er sollte einiges an Tragkraft besitzen (vielleicht kommen neben den drei Monitoren und dem Laptop zumindest temporär nochmal ein Tower zum Schrauben drauf) und er sollte, wie auch das Bett, möglichst einen Umzug überleben.

Dieser Umstand führt mich dann zum nächsten Problem: Die Tischplatten werden alle an die Gestelle geschraubt, und zwar, es ließ sich auch erahnen, mit Holzschrauben. Das führte dazu, dass Pressspan als Holzoption schon mal komplett wegfiel. Und das direkte Schrauben ins Holz geht zweimal gut, vielleicht auch ein drittes Mal, aber spätestens beim vierten Mal sind die Löcher im Holz dann so ausgenudelt, dass die Schraube nicht mehr hält. Der alte Trick, die Löcher dann zu versetzen, widersprach aber wiederum den Anbietern der Gestelle: ‚Bitte das Gestell zentral positionieren‘ war ein Satz, den ich in mehr als einem Erklärvideo zu hören bekam. Also musste eine andere Option her.

Dabei stieß ich auf ‚Muttern für Holzmöbel‘ was im Endeffekt nichts anderes darstellt als eine Holzschraube die ein innenliegendes Gewinde für eine Metallschraube hatte. Ich hatte noch nie zuvor mit diesen Dingern gearbeitet, aber ich hatte noch Verschnitt vom Bett, also wurden diese ‚Muttern‘ kurzerhand bestellt und in dem Verschnitt versengt, und ein Winkel damit verschraubt. Als der Winkel sich selbst mit Hebelkraft nicht aus dem Holz brechen ließ, war die Option gefunden. Allerdings benötigte ich nun Holz, und kein Pressspan mehr. Aber da hatte ich ja, aufgrund des Bettes, schon den Baumarkt meines Vertrauens gefunden. Ich hatte schon beim Bettenbau mit einem neuen Schreibtisch geliebäugelt, also hatte ich Vorfeld schon meine Fühler nach einer großen Tischplatte ausgestreckt. Gesagt, getan. Die Maße des letzten Schreibtisches (1,4 , x 0,7 m) wurden kurzerhand nach oben skaliert (1,8 m x 0,8 m), die Erhöhung wurde auch um ein paar Zentimeter erweitert, und die Schubladen wurden auch bestellt. (Linkliste am Ende des Artikels).

Dann ging es um das Gestell. Einige Gestelle hatte ich wiedererkannt, da ich schon mit diesen gearbeitet hatte. Lustigerweise saß die dazugehörige Firma unweit meines Wohnortes, und so setzte ich mich Freitagsmittags ins Auto, um einer persönlichen Präsentation beizuwohnen. Nach einem sehr ausführlichen Gespräch, bei dem ich alle Modelle auch vom Aufbau her begutachten konnte, wurde dann eines bestellt. Nachdem alles eingetroffen war, ging es ans Streichen:

Das altbekannte Spiel: Das Holz möchte grundiert werden. Dann ging es an das Konzept für die Erhöhung:

Konzeption abgeschlossen:

So konnte ich nachvollziehen, welche kannten nochmals geschliffen werden mussten.

Nach dem Konzept ging es dann ans Streichen:

Der erste Anstrich, die Löcher zum Stecken der Erhöhung sind schon vorhanden!

Der Erstanstrich der Unterseite, diesmal mit halben Q-Tips in den Fassungen für die Metallschrauben.

Hier allerdings mal ein kleiner Einschub: Ich hätte mich gerne mit Holzhandlungen auseinandergesetzt, weil der Anstrich und das Bohren meine kleine Wohnung doch sehr durcheinander gebracht haben. Leider habe ich das vor Ort nicht gefunden. Das Messen und senkrechte Bohren gestalten sich ohne den nötigen Raum als schwierig, das Streichen fand immer zwischen 7 Uhr und 9 Uhr im 12 Stunden Rhythmus statt, dauerte dann aber selten länger als 40 Minuten. Sollte sich eine Holzhandlung finden, die mich berät und / oder nach meinen Spezifikationen bereit ist, dass ganze anzufertigen, soll diese sich gerne bei mir melden. Ich weiß wie es geht, ich bin für sämtliche Vorschläge offen, muss das Unterfangen jetzt aber kein zweites Mal haben. 😊

Und Abschließend, nach dem Zusammenbau:

Der Zusammenbau war tricky, und diesmal gab es sogar Kollateralschäden!!

Zum einen war angedacht, die Schubladen auch aus 27mm starkem Leimholz wie den Rest des Schreibtisches anzufertigen. Da dies aber den Raum zwischen Schublade und Schreibtisch noch weiter hätte schrumpfen lassen, habe ich mich kurzerhand zu 18 mm starken Leimholz entschieden. Zudem sieht man über den Schubladen noch nach Fichte aussehende Holzbalken unter dem Tisch hervor Luken. Diese sind mittlerweile blau gestrichen. Es gibt keine Halterungen, die mir 10+ cm Spiel zwischen Schubladen und Tischplatte ermöglichen, also habe ich ein wenig geschummelt: Da die Halterungen der Schubladen mit Gewindeschrauben in die ‚Holzmuttern‘ verschraubt werden, habe ich mir extra für die Halterungen lange Metallschauben besorgt, diese durch die Holzbalken gejagt und so noch ein paar wichtige Zentimeter gewonnen. Somit kann ich sowohl Maus als auch Tastatur bedienen, auch wenn diese unter dem Schreibtisch liegen. Aber 10 cm Abstand habe ich einfach nicht gefunden!

Beim Aufbau meines Schreibtisches ist mir dann doch ein grober Schnitzer unterlaufen. Beim Anschauen des Erklärvideos ist mir einer der schweren Standfüße in die Mitte meines Laptopmonitors gesegelt, und hat diesen somit auch zerstört. Das Gerät wurde im Mai 2017 angeschafft, hatte also knapp 7 Jahre auf dem Buckel, was den Verlust jetzt nicht ganz so dramatisch machte. Aber der Schaden war dennoch vermeidbar. Für alle die dies auch versuchen: Das Video auf dem Smartphone anzuschauen reicht, und auch dieses bitte außer Reichweite von sämtlichen möglichen Fallrichtungen des Standfußes aufbewahren 🙂 .

Dennoch bin ich mit der Arbeit sehr zufrieden, an dem neuen Schreibtisch lässt sich hervorragend arbeiten und auch die Höhenverstellbarkeit wird tagtäglich genutzt.

Abschließend möchte ich mich noch beim Hagebaumarkt Paderborn für die großartige Unterstützung bedanken. Ein ganz besonderer Dank geht auch an die Firma boho Möbelwerkstatt GmbH in Rietberg, vor allem für die Präsentation der verschiedenen Modelle.

Viel Spaß beim Nachbauen!

Linkliste:

Tischgestell: https://www.boho-moebel.de/produkte/hoehenverstellbare-tischgestelle/basic-line

Kabelwanne: https://www.boho-moebel.de/produkte/zubehoer/klappbare-kabelwanne

Holzmuttern: https://www.amazon.de/dp/B01N4BAW35?psc=1&ref=ppx_pop_dt_b_product_details

Schrauben (14mm): https://www.amazon.de/dp/B0CNL8W961?psc=1&ref=ppx_pop_dt_b_asin_title

Schrauben (45mm): https://www.amazon.de/dp/B0CNL8ZSR8?psc=1&ref=ppx_pop_dt_b_asin_title

Tastatur und Mausauszug: https://www.amazon.de/dp/B06XK7YY5Z?psc=1&ref=ppx_yo2ov_dt_b_product_details