Bei der Abwahl von Ubuntu und der Wahl eines neuen Betriebssystems für den Server habe ich mir Zeit gelassen, um mir die verschiedenen Optionen intensiv anzuschauen.
Der Server beherbergt einen Xeon E-2278G mit 128 GB ECC RAM, eine 4 GB NVME SSD und vier 8TB Serverplatten, was diesen für reine Virtualisierungsplattform prädestiniert.
Aber Virtualisierungsoptionen gibt es mittlerweile viele am Markt.
Ausrangiert wurde anfänglich alles, was mit unkontrollierbaren Kosten verbunden war.
Dies eliminierte VM-Ware.
Dann kam noch die potenziell notwendige Cloud-Anbindung hinzu.
Das eliminiert alles, was Microsoft veranstaltet. Obwohl zum Zeitpunkt der Auswahl die mittlerweile scheinbare Pflicht zum MS-Konto noch nicht vorhanden war, ist bei MS mittlerweile der eindeutige Trend zur Cloud mehr als erkennbar. Hinzu kamen die Kosten. MS-Server mit angeschlossener SQL Datenbank war einfach nicht im Budget.
Ubuntu fiel aufgrund von Snap aus dem Rahmen.
Ernsthaft in Erwägung gezogen habe ich RHEL, es fiel aber dann doch aufgrund der Kosten aus dem Rahmen.
Meine vier übrigen Optionen waren Debian, Proxmox, TrueNASScale und Unraid.
TrueNas und Unraid sind eigentlich primär NAS-Software-Distributionen, aber beide bieten mittlerweile ein umfangreiches Paket an, welches auch Virtualisierungsoptionen beinhaltet.
Alle vier sind FreeBSD- und/oder Linux-basierende Distributionen, und soweit bekannt, nutzen alle KVM-basierende Virtualisierung. (TruNAS experimentiert mit Incus ab der Version 25.04, Version 24.10 basiert noch auf KVM).
Heruntergebrochen heißt das: Die Virtualisierung erfolgt bei allen gleich, das interessante wird nun das Frontend. Allerdings benötigte ich auch noch ein NAS.
Und so kommt man schnell bei einer eigentlich simpel erscheinenden Software-Auswahl vom Hölzchen aufs Stöckchen.
Erster Schritt war nun, den Funktionsumfang zu testen. Das heißt primär:
Oberfläche + mögliche andere Oberflächen und Tools. TrueNAS und Unraid mögen zwar einfach zu bedienen sein, aber was passiert, wenn ich komplexere Themen angehen möchte, wie z.B. das Editieren von config-, yaml-, json oder gar py-Dateien?
Inwiefern bringen diese Distributionen Firewalls mit und wie leicht sind sie zu schreiben?
Wie editiere ich Netzwerkeinstellungen? Wie schnell werden die Änderungen wirksam? Was passiert mit den laufenden VMs, wenn das OS sich verabschiedet?
Also habe ich alle verglichen. Auf Ubuntu-Server habe ich zu dem Zeitpunkt gearbeitet, Debian war da nicht weit von entfernt, also konnte ich mir den Test sparen. Proxmox hatte ich im Cluster schon getestet.
TruNAS und Unraid wurden schnell mal in virtuellen Maschinen installiert, um sich die Oberflächen mal genauer anzuschauen.
Und da stößt man dann ganz schnell auf die Probleme. So nett die Oberflächen auch sind, die geben nicht alles her, was ich von einem System gewohnt bin und was ich erwarte. Und da die Software-Repositories der beiden Distributionen doch erheblich kleiner waren als die von Debian, bin ich auch ganz schnell von diesen ab.
(für die Windowsjünger: man kann unter Linux mal nicht eben alles installieren, was eine .exe oder .msi Endung hat. Software muss für das OS zugeschnitten sein, deswegen haben diese Systeme auch eine eigene Auswahl an Software, welche durch Befehle noch um weitere Softwaredatenbanken erweitert werden kann)
Also lief es nachher auf einen Zweikampf von Debian und Proxmox hinaus. (TrueNAS kommt in Zukunft nochmal ran, aber ich greife vor).
Interessanterweise habe ich eine Debian Installation schon zu einer Proxmox Installation umgewandelt, diese beiden waren also auch technisch gesehen nah beieinander.
Es gab zwei Kriterien zum Abschluss zwei Kriterien: Bedienbarkeit und Sicherung.
Die Sicherung der einzelnen VMs unter Proxmox ist hervorragend. Anbindung des externen Speichers, drei Klicks, und die Sicherung ist erstellt. Viel leichter geht es nicht. Aber ich hatte unter Ubuntu das Backup-Script geschrieben, also war dieser Vorteil von nicht ganz so großer Bedeutung.
Blieb noch die Bedienbarkeit: ClI (Command-Line-Interface, also der gute alte Prompt) hatten beide, Proxmox ist ein Web-Server, Debian kann mehrere Oberflächen unterstützen. Dazu noch Software, welche einem die Arbeit mit dem Gerät erleichtert.
Ausschlaggebend war letztendlich ein kleines Detail an Proxmox: Jedes Mal, wenn ich mich in die Community Edition von Proxmox eingeloggt habe, erschien das Fenster mit dem Hinweis, dass ich kein gültiges Abonnement bei Proxmox hatte. Am Anfang ist es egal, dann wird es nervig, beim 52ten Mal regt es zum Nachdenken an. Das alte System hielt 5 Jahre, bevor ich es neu aufgesetzt habe. Das Neue sollte ebenso lange halten. Und wenn ich spekulieren muss, ob Debian oder Proxmox für nächsten halbe Dekade kostenlos bleibt, bin ich eher bei Debian. Also wurde Debian die nächste Grundlage für meinen Server!
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